Wir spielen Klassik - 90 Jahre Musikverein Vilsbiburg

Bericht in der Vilsbiburger Zeitung

Neue Töne des Musikvereins

Zum 90. Jubiläum wagte sich das Blasorchester an Werke aus der Klassik

„Wir spielen Klassik“ war das Konzert des Musikvereins gestern Abend überschrieben, mit dem das große Blasorchester der Stadt musikalisch sein Jubiläumsjahr eröffnet hat. Dieser Ausflug in die sogenannte E-Musik fand so großes Interesse, dass nicht alle Zuhörer in der Stadtpfarrkirche noch einen Sitzplatz bekamen. Das abwechslungsreiche Konzertprogramm bewältigte das Blasorchester auch mit der Unterstützung einiger befreundeter Musiker sowie zwei Solistinnen.
Der Musikverein spielt Blasmusik, und Blasmusik steht für viele Leute gleichbedeutend mit traditionellen Polkas und Märschen. Dass dies auch anders sein kann, zeigen die Musiker seit einigen Jahren bei den schönen Herbstkonzerten. Aber ein komplettes Konzert allein aus klassischen Werken zu bestreiten, das war auch für die Musiker des Musikvereins neu. Auf dem Höhepunkt der Fastenzeit wolle der Verein damit auf einige Gewohnheiten verzichten und etwas Neues beginnen, sagte Vorsitzender Gerald Cimander in seiner launigen Begrüßung.
Die zahlreichen Besucher erlebten in der Tat einen komplett anderen Musikverein. Ein Blasorchester, das den ungleichen musikalischen Dialog mit einem Cello ebenso meisterte wie die Begleitung einer Solo-Gesangsstimme – und kurze Zeit später mit Pauken und Trompeten italienische Lebensfreude demonstrierte. Er danke dem Dirigenten Bernhard Weindl, hatte Cimander noch gesagt, dass er bei den anstrengenden Proben den Glauben an das Orchester nicht verloren hat – denn seine Beharrlichkeit hat sich am Ende ausbezahlt.

Eröffnung mit Quartett

Eröffnet wurde das Konzert mit einem irischen Segen (An Irish Blessing), zu Gehör gebracht von einem Bläserquartett. Viele Musiker im Musikverein spielen ein zweites Instrument, und Klarinettist Thomas Haberzeth spielt zum Beispiel Fagott. Zwar gelang es Weindl nicht, dazu aus seinem Ensemble ein echtes Holzbläserquartett zu destillieren, aber zusammen mit Klarinette (Josefa Altmann), Altsaxofon (Sylvia Weindl-Wicharz) und Tenorhorn (Bernhard Weindl) ergab sich ein schönes Klanggefüge, das auch später mit der Bach-Fuge in g-moll sowie Mozarts „Ave Verum Corpus“ zu überzeugen wusste.
Ohnehin wäre das Klassik-Konzert des Musikvereins ohne gewisse Kompromisse nicht realisierbar gewesen. Denn im Gegensatz zu großen symphonischen Blasorchestern – etwa von Polizei und Bundeswehr – lassen sich in kleineren Blasorchestern im Amateurstatus seltene Instrumente wie Waldhorn, Fagott oder Oboe nicht oder nur schwer besetzen. Und so haben auch im weiteren Verlauf des Programm Klarinetten, Posaunen oder Tenorhörner diese besonderen Stimmen übernommen, was für die beteiligten Musiker durchaus eine Herausforderung darstellt. Trotz dieser Umstellungen haben die Musiker ihr Programm sehr ordentlich gemeistert und dafür reichlich Applaus erhalten.
Das Blasorchester selbst hat mit der „Morgenstimmung“ aus der Peer-Gynt-Suite begonnen. Heutzutage würde man das Stück als größten Hit von Edvard Grieg bezeichnen, den man aus der TV-Werbung und unzähligen Klassik-Editionen kennt. Die Musiker zeigten sich von den schwierigen Klarinetten- und Flötenläufen unbeeindruckt und vermittelten das Erwachen des Tages in seiner ganzen Schönheit. Aus dem gleichen Werk stammt „Solveigs Lied“, dessen Text von Henrik Ibsen Sopranistin Alexandra Lainer mit kraftvoller Stimme interpretierte.
Giacomo Puccini schrieb seine romantische „Preludio Sinfonico“ mit 24 Jahren während seiner Studien am Mailänder Konservatorium. Die Bläser mussten dabei viele Wechsel in der Dynamik und den Tempi bewältigen und am Ende das Werk gar mit den zarten Klängen der Harfe von Gerti Wirthmüller zu Ende bringen.

Gefühlvolle Begleitung

Noch mehr gefühlvolle Begleitung war bei Kol Nidrei gefragt, das Max Bruck für Cello und Orchester komponiert hat. Dem elegisch gehaltenen Stück liegen zwei hebräische Melodien zugrunde, und der erst 20-jährigen Maria Poxleitner, der Nichte von Dirigent Weindl, gelang es, dem innig-klagenden und jubelenden Synagogalgesang Ausdruck zu geben, mal im Dialog mit den Flöten, dann mit den Klarinetten. Gegen Ende mischten sich zudem die Klänge der Harfe in den alten Bußgesang. Poxleitner war später noch mit einer melancholischen „Romanze für Cello“ zu hören.
Die einzigen zwei Stücke im Programm, die original für Blasorchester geschrieben wurden, waren das Sanctus und Benedictus aus der „Missa brevis“ von Jacob de Haan. Der Musikverein hat die gesamte Messe schon mit den Kirchenchören aus Aich und Vilsbiburg beim Jubiläum der Musikgesellschaft Aich aufgeführt, gestern übernahmen beim Sanctus je zwei Trompeten und Posaunen die Gesangsstimmen, das Benedictus sang Alexandra Lainer. Das Blasorchester steigerte sich vom einfühlsamen Beginn bis zum mächtigen Hosanna, das es nach dem Gesangssolo noch einmal wiederholte.
Felix Mendelssohn-Bartholdys Musik zum „Sommernachtstraum“ wird dominiert vom weltberühmten Hochzeitsmarsch; das nicht minder schöne Nocturno bildete den harmonischen Schlusspunkt dieses bemerkenswerten Konzertes. Anhaltender Applaus.

Bericht: Georg Soller

Vorbericht in der Vilsbiburger Zeitung vom 20.03.2015

Der Musikverein präsentiert Klassik pur

Zum 90. Jubiläum beschreitet das Blasorchester neue Wege – Aufführung in der Stadtpfarrkirche

Seit 90 Jahren besteht der Musikverein Vilsbiburg – Anlass genug für ein Konzert der besonderen Art: Am Sonntag, 22. März, steht auf dem Programm des Blasorchesters Klassik pur.

Der Musikverein beschreitet damit gleich mehrfach neue Wege: Zum einen, weil die Bläser zum ersten Mal ein Konzert in der Stadtpfarrkirche geben werden. Zum anderen, weil ausschließlich klassische, zumeist romantische Werke präsentiert werden – natürlich jeweils in der Bearbeitung für ein Blasorchester anstelle der Streicher. Durch geschickte Umbesetzung gelingt es dem Musikverein mit seinen eigenen Holz- und Blechbläsern, die Werke ohne Aushilfen aufzuführen. Für die Soli hingegen konnte der Verein zwei Solisten verpflichten.

So wird die Cellistin Maria Poxleitner bei zwei Stücken den Solopart übernehmen. Der warme und dunkle Ton ihres Instruments wird in „Kol Nidrei“ von Max Bruch (1838-1920) bestens zur Geltung kommen. Dabei griff der Komponist auf zwei Melodien jüdischer Gemeinden zurück. Ebenso übernimmt Maria Poxleitner in Edward MacDowells (1860-1908) „Romanze“ den Solopart für Cello. Der US-amerikanische Komponist und Pianist schrieb das Werk während eines Europa-Aufenthalts 1888.

In den Bereich der geistlichen Musik tauchen die Blasmusiker mit Sanctus und Benedictus aus der „Missa Brevis“ von Jacob de Haan ein. Geschrieben für Chor und Blasorchester, wird der Gesangspart in Vilsbiburg von vier Solobläsern des Musikvereins übernommen. Aber nicht nur: Als zweite Solistin des Konzerts wurde Alexandra Lainer gewonnen, die beim Benedictus die Sopranstimme singen wird. Ebenso übernimmt sie bei „Solveigs Lied“ von Edvard Grieg (1843-1907) den Sologesang. Das Lied stammt aus der Bühnenmusik „Peer Gynt“, genauso wie die „Morgenstimmung“, die allerdings rein instrumental aufgeführt wird.

Eine Herausforderung für das Vilsbiburger Blasmusikorchester ist Giacomo Puccinis „Preludio Sinfonico“. Denn das Frühwerk bedeutet für die Bläser ein Umdenken in der sonst gewohnten Spielweise. Mit der Harfe unterstützt werden sie dabei von Gertraud Wirthmüller aus Seyboldsdorf, die schon bei Bruchs „Kol Nidrei“ mitwirken wird.

Mit großer Ruhe und einem sehr schönen Satz für Hornisten zeichnet sich Felix Mendelssohn-Bartholdys „Nocturne“ aus dem „Sommernachtstraum“ aus. Überhaupt sind die Bläser gespannt, welche Klangwirkung ihre Instrumente in der Stadtpfarrkirche entfalten werden. Bewusst hat Dirigent Bernhard Weindl romantische und meist ruhige Klassikwerke für die vorösterliche Zeit gewählt. Denn die Zuhörer können in der nachmittäglichen Stunde ganz die Musik auf sich wirken lassen, da das Konzert ohne Moderation aufgeführt wird. Beginn ist um 17 Uhr.

Vorbericht in der Vilsbiburger Zeitung vom 13.03.2015

90 Jahre Musikverein Vilsbiburg

Klassik-Konzert in der Stadtpfarrkirche – Mehrere Auftritte übers ganze Jahr

Auf eine lange und aktive Zeit können die derzeit etwa 40 Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Vilsbiburg zurückblicken: Ihr Ensemble feiert heuer sein 90-jähriges Bestehen.

1925 ist das Blasorchester als eigenständiger Verein gegründet worden, zusammengekommen sind die Musiker aber bereits zwei Jahre vorher als Liedertafel-Musikkapelle, die aus dem Zitherklub hervorgeging. Josef Mareis war 1925 der erste Vorsitzende, Gründungsdirigent Karl Fromberger.

Von Beginn an spielten die Bläser ein breites Repertoire, durchaus auch mit klassischen Werken. Und das nicht nur in Vilsbiburg, sondern auch bei Konzerten in Neumarkt/St. Veit, Burghausen, Passau, Bayrischzell oder Freising. Im April 1933 waren sie im Rahmen eines niederbayerischen Heimatabends im Bayerischen Rundfunk zu hören.

Der Zweite Weltkrieg jedoch brachte den Probenbetrieb quasi zum Erliegen, der Verein erhielt danach neue Impulse durch musikalische Heimatvertriebene wie Franz Hammerschmid als Dirigenten. Nach ihm leitete Fritz Köstler eineinhalb Jahrzehnte lang das Blasorchester. Derzeit dirigiert Bernhard Weindl das Blasorchester, Vorsitzender ist Gerald Cimander.

1984 wurde der Musikverein mit dem Kulturpreis der Stadt Vilsbiburg ausgezeichnet. Die Bläser erfreuen sich großer Beliebtheit beim Publikum, beispielsweise mit ihrem alljährlichen Herbstkonzert, den Auftritten beim Volksfest oder dem Standkonzert zu Weihnachten. Beliebt ist das Ensemble aber auch bei den Musikern und gewinnt immer wieder Nachwuchs, nicht zuletzt wegen seiner guten Jugendarbeit.

Die Bandbreite des Blasorchesters, die traditionelle Blasmusik ebenso umfasst wie Werke aus der Klassik oder des Rock & Pop, zeigt sich auch im Jubiläumsjahr. Neben den üblichen Auftritten ist der Musikverein heuer beim „Miteinand“ an Pfingsten zu hören. Er gestaltet zudem einen „Tag der Blasmusik“ gemeinsam mit anderen Nachbarkapellen am letzten Volksfest-Sonntag. Und die Jugendkapelle wird beim Sommerfest von sich hören lassen. Den Start ins Jubiläumsjahr aber macht ein Konzert in der Stadtpfarrkirche unter dem Motto: „Wir spielen Klassik“ am Sonntag, 22. März, um 17 Uhr.

Fotos: Krause

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